Von Korfu bis Siracusa

05. – 12. Mai 2023

Der zweite Törn der Saison von Korfu nach Siracusa auf Sizilien läutete unsere italienische Segelzeit ein. Im Gegensatz zum griechischen Teil von Kos bis Korfu, war der Wind – und auch das eher kühle und regnerische Wetter – leider nicht auf unserer Seite. Wir genossen es mit Edi dennoch; es gibt ja immer noch einiges an Land zu entdecken. Nach einer Woche mit langen Segeltagen legten wir in Siracusa an.


Ausklarierung

Eigentlich hätten wir mit einem nächtlichen Ankerhalt in Ericoussa, der letzten griechischen Insel, gleich am nächsten Tag nach Italien übersetzen können. Aber erstens sollte das Wetter für die Überquerung der Strasse von Otranto stimmen und zweitens mussten wir aus steuerlichen Gründen zuerst das Zollgebiet der EU verlassen. (Eine Schweizer Yacht darf sich nur 18 Monate im EU Gebiet aufhalten). Dies bedeutete zuerst mal, die Sarabella in Korfu auszuklarieren, was nur mit einem Agenten möglich ist, ohne sich auf dem Zollamt während Stunden mit unhöflichen, chaotischen Zollbeamten herumschlagen zu müssen. Unser nette Agent Perikles, den wir letztes Jahr auf dem Zollamt von Korfu beim Eintritt in griechische Gewässer kennt gelernt hatten und uns vor einem Nervenzusammenbruch bewahrte, erledigte den ganzen Papierkram in zwei Stunden, verlangte allerdings 200 Euro. Das war dann beim zweiten Ein- und Ausklarierungsschritt im Nicht-EU Land Albanien, respektive im nahen Saranda, mit der sehr netten Agentin Jelja wesentlich günstiger. Sie erledigte das Ganze in einer Stunde, verlangte nur 85 Euro und schärfte uns aber ein, nicht das Schiff zu verlassen. Dies wäre auch nicht möglich gewesen. Alles war vergittert und am Ausgang passte ein Schäferhund auf, der zwar gelangweilt dreinschaute, aber sicherlich eine gute Fangquote vorweisen konnte.

Der vergitterte Zollsteg in Saranda (Albanien). Es gibt keinen Ausgang!
Der begehrte Hafenstempel, der uns vor der scharfen italienischen Guardia Finanza schützt.

Der letzte griechische Starkwindtag

Nach dem kleinen Umweg nach Albanien durften wir noch einmal in Griechenland anhalten und steuerten die letzte griechische Insel Ericoussa an, wo wir vor Anker gehen wollten. Diese dreissig Meilen mussten wir uns aber verdienen. Noch einmal – es sollte für eine Woche das letzte Mal sein – zeigte das Ionische Meer seine Zähne. Mit Wind um sechs Beaufort und gerefften Segeln mussten wir gegen hohe Wellen ankämpfen und kamen erst auf den letzten hundert Metern in die Abdeckung der kleinen Bucht vor dem Ort, der ausser einer Taverne, ein paar Häusern und einem Generatorenhaus nichts bot. Die Belohnung war ein schöner Sonnenuntergang und eine ruhige Nacht vor Anker mit wenig Dünung.

Der letzte Starkwindtag …
…. es wird hart bis nach Ericoussa!

Der lange Weg nach Sizilien

Da wir diese Strecke bis Siracusa letztes Jahr in umgekehrter Weise absegelt hatten, glaubten wir zu wissen, was uns bevorstand. Der italienische Stiefel ist ein wenig befahrenes Segelrevier und glänzt nicht gerade mit konstanten Windverhältnissen. Hinzu kommt, dass die Marinas weit auseinander liegen, so dass uns lange Segeltage mit 50 bis 70 Seemeilen bevorstanden. Was uns aber total überraschte, waren die bewölkten und regnerischen Tage mit schwachen südlichen Winden. Die Überquerung der Strasse von Otranto bis nach Leuca – dem Stiefelfersen – erfüllte zwar erst mal unsere Erwartungen. Wir surften mit acht bis neun Knoten unter Reacher und gerefftem Grosssegel gegen Italien und hatten die 60 Meilen in sieben Stunden geschafft, was einem Schnitt von knapp acht Knoten entsprach. Leuca empfing uns mit seinem 45 hohen Leuchtturm. Unsere italienischen Segelerlebnisse konnten beginnen!

Leuca, der Leuchtturm von 1886
Die italienische Zeit konnte beginnen!

Wird uns das Windglück erhalten bleiben? Die Prognosen sahen nicht sehr ermunternd aus: Wenig Wind, einiges an Regen (?!) und nicht zu knapp Seegang. Zuerst mussten wir den Golf von Tarent bis nach Crotone überqueren. Um zeitig anzukommen, legten wir schon bei Sonnenaufgang um sieben Uhr ab und Regi richtete das Morgenessen während der Motorfahrt. Es hatte nämlich Null Wind und das sollte auch für die nächsten 45 Meilen bis um 13 Uhr so bleiben. Es blieb also genügend Zeit zum Lesen, Ruderwache gehen und Ausschau nach Delphinen zu halten. Erst am Nachmittag erhob sich eine leichte Thermik um zwei bis drei Beaufort, die dann um vier Uhr bei der Annäherung auf Crotone auf vier anstieg und doch noch ein bisschen Action brachte, vor allem weil wir drei Meilen vor uns auf dem Plotter ein zweites Segelboot sahen, das wir unbedingt einholen wollten. (Wir trafen sie nachher im Hafen, aber sie gaben zu mit dem Motor nachgeholfen zu haben). Bei der Einfahrt telefonierte ich noch kurz mit dem Hafenmeister des Yachtclubs wegen dem reservierten Platz, als plötzlich zwei gelbe (?) Bojen mitten in der Hafeneinfahrt auftauchten. „Wie müssen wir diese Bojen passieren?“ fragte ich schnell. Seine englisch-italienische Antwort war nicht klar und im letzten Moment zeigte der Tiefenmesser an, dass wir auf der Backbordseite bleiben mussten. Aber wieso zum Teufel sind denn die Bojen nicht ROT!! Der Hafenmeister hätte keine rote Farbe mehr gehabt, erklärte uns der Tankwart, als wir noch Diesel nachfüllten. Was für eine grobe Vernachlässigung der Betonnungsregeln! Ich verfasste noch eine Warnmeldung an die Navionics Kartensoftware und sie versprachen, dies zu korrigieren. Etwa ähnlich erging es uns im nächsten Hafen – Rocella Ionica – wo in der Karte eine Tiefe von 2.50 m in der schmalen Hafeneinfahrt angegeben ist. Auch dies war seglerisch wieder ein entäuschender Tag gewesen: Von 70 Meilen hatten wir deren 60 unter Motor und Regen zurück legen müssen. Wären da nicht die Delphine gewesen, die minutenlang um unser Boot herumsprangen und schwammen, könnte man diesen Tag vergessen. (>Videoclip) Was ist bloss mit diesem Wetter los, fragten wir uns verzweifelt. Die nervige Hafeneinfahrt trug auch nicht gerade zur Hebung der Laune bei. Hätte es mehr Wind oder Welle gehabt, wäre eine Ansteuerung unsicher bis gefährlich gewesen. Da dies der letzte Hafen am Stiefel war, wäre dann nur Riposto an der Westküsten von Sizilien in Frage gekommen und das wären dann weitere sechzig Meilen gewesen. Tröstend war dann das Nachtessen in einer ausgezeichneten kleinen Pizzeria im Dorf, die wir zwar nur fanden, weil uns nach einer halben Stunde Fussmarsch ohne Aussicht auf jegliche Essgelegenheiten ein netter Sizilianer mit dem Auto zu seinem Bruder mitnahm, dem eben diese Pizzeria gehörte.

Die gelben (falschen) Bojen in der Einfahrt von Crotone …
… die knappe Hafeneinfahrt von Rocella Ionica …
… und Regenfahrt.

Das letzte Jahr hatten wir uns geschworen, die überteuerte, trostlose Marina von Riposto nicht mehr anzulaufen und die neunzig Meilen von Rocello Ionica direkt nach Siracusa zu wagen. Aber erstens herrschte nach wie vor zu wenig Wind und wir beschlossen, einen Hafentag einzulegen um den antiken Bergort von Taormina zu besuchen. Es sollte sich gelohnt haben. Nach einer kurzen Zug- und Busfahrt von einer knappen Stunde erkundeten wir die pitoresken Gassen, mussten aber zugeben, dass Kommerz und Touristenläden den Eindruck und die Originalität trübten.

Taormina ist sicherlich einen Besuch wert …
… aber Kommerz verschandelt die Originalität des Ortes.

Siracusa – der Höhepunkt

Wenigstens am letzten Tag konnten wir noch einige Segelmeilen ins Logbuch schreiben und überliessen Edi das Steuer für die letzten Meilen. Aber der ewige Schwell mit metrigen, langen Wellen wie auf dem Atlantik ging uns langsam auf die Nerven. Um fünf Uhr hatten wir das Endziel dieses Törns erreicht, denn endlich schien wieder mal die Sonne, was den Stadtbesuch natürlich in einem ganz anderen Licht erscheinen liess. Wir waren auch beim zweiten Mal einfach erschlagen von diesen monumentalen Gebäuden aus dem 16. Jahrhundert, als Sircusa für einige hundert Jahre das kulturelle Zentrum von Sizilien gewesen war. Morgen wird Edi nach Hause fliegen und Klaus und Felix begleiten uns die nächsten zehn Tage um die Südküste Siziliens bis nach Trapani.

Die spektakuläre Anfahrt von Siracusa.
Prunkvolle Gebäude aus dem 16. Jahrhundert.
Ein Beispiel der verspielten Architektonik.

In dieser Woche hatten wir wohl 290 Meilen geschafft, konnten aber nur rund einen Drittel unter Segel zurücklegen. Die Dieselrechnung fiel entsprechend teuer aus! Aber dennoch; wir hatten viel amüsante Momente erlebt, Segeln ist halt nicht immer ein Ponyhof und wenn interessante Orte am Weg liegen, sorgt dies jedes mal für willkommene Abwechslung.

Törnstrecke: Korfu – Saranda – Ericoussa – Leuca – Crotone – Rocello Ionica – Riposto – Siracusa Total 290 sm

Album Kos-Siracusa

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