Sardinien

25. Juni – 01. Juli 2022 (PDF-Version)

Der Törn in Nordsardinien von Alghero bis Olbia bot allerlei Überraschungen. Marco, Cordula und Rolf genossen sowohl die Wetterkabriolen als auch die landschaftlichen Abwechslungen. Eine Woche war eigentlich zu wenig, aber wir werden ja nächstes Jahr zurück kommen.


Nach dem privaten Familientörn auf Mallorca mit Rahel, Mattteo und Enkel Leandro, fiel es uns nicht allzu schwer, diese Insel zu verlassen. Mallorca war schon im Juni überfüllt, Hafenplätze waren rar zu finden, teuer und die Spanier machten mehrheitlich einen gestressten Eindruck. Den Vogel schoss die Marina in Menorca ab, die doch tatsächlich Bankgebühren von zwanzig Prozent für den teuren Hafenplatz von 120 Euro verlangten und so schlechtes Wasser für unsere Tanks anboten, dass sogar unsere Trinkwasseraufbereitungsanlage damit überfordert war. Für einmal tranken wir wieder Wasser aus Pet-Flaschen.

Enkelzeit vor Sardinien …
… die Windprognosen für die Überfahrt sehen nicht schlecht aus!

Am Sonntag 20. Juni ging es los von der Marina Cala d’Or auf Mallorca um erst mal die 60 Meilen bis Menorca unter den Kiel zu nehmen. Wie es bei windfinder.com immer wieder vorkommt, waren die angesagten zwölf Knoten untertrieben: Der Wind pendelte sich bei 18-20 Knoten und viel Welle ein. Wenigstens stimmte die Richtung, so dass wir diretissima, ohne ein einziges Wendemanöver fahren zu müssen, die sechzig Meilen in neun Stunden schafften.
Für die weitere Fahrt bis nach Sardinien veranschlagten wir 36 Stunden für die rund 200 Meilen bis an die Westküste. Und wieder hatten wir Glück, der Südostwind blieb uns erhalten bis dreissig Meilen vor der Küste. Die Nachtfahrt war allerdings anstrengend, da wir zu zweit im Stundenrythmus Ruderwache halten mussten und die Windstärke auch nachts Reffmanöver verlangte. Wir merken, dass lange ¨Berfahrten nicht unser Ding sind. Nach 31 Stunden liefen wir am Dienstag 22. Juni um 10 Uhr in die Marina St. Elmo von Alghero ein und wurden herzlich empfangen. Wir hatten ein weiteren Meilenstein geschafft!

Die sehr sympatische, kleine aber feine Marina St. Elmo die Alghero.
Nach 31 Stunden Überfahrt gelandet! Ein Meilenstein!
Michela, die supernette Managerin
Gemütliche Loungebar der Marina
Sunset in der Marina St. Elmo

Nach dieser anstrengenden Überfahrt waren wir froh, dass wir einige segelfreie Tage in Alghero, in der „schönsten Stadt von Sardinien“ (Reiseführer) hatten, bevor Marco, Cordula und Rolf am Samstag an Bord kommen werden. Neben dem Sightseeing, das der Werbung tatsächlich standhielt, und nach intensiven Gesprächen über unsere zukünftigen Segelpläne, fällten wir einen Entscheid: Wir werden 2023 hierher zurück segeln. Die Marina machte einen hervorragenden Eindruck, den wir uns auch von einem deutschen Ehepaar bestätigen liessen, die hier schon drei Jahre ihren Liegeplatz haben. Wir machten gleich Nägel mit Köpfen, machten eine Anzahlung und liessen uns einen Jahresplatz für 2023 reservieren. Wir werden also nächstes Jahr von Kos wieder hierher zurück segeln!

Das erste Cap auf dem Weg nach Nord: Cabo Caccia

Und dann ging es am Samstag wieder los! Die Windprognosen waren sehr unbeständig und so präsentierte sich auch das Wetter. Es hatte in den letzten Tage einige Mal geregnet und überzog die Sarabella mit einem Schmutzfilm von Saharastaub. Bewölkung und sogar drohende Gewitterwolken waren wir uns von Griechenland her nicht gewohnt! Auch der Wind wechselte von Flaute bis zu Sturmstärke und dies besonders, als wir die schmale Passagio di Fornelli durchfahren mussten.

Bei 23 Knoten Wind mussten wir auf fünf Grad genau steuern die Peilmarken anfahren um nicht aufzulaufen. An der kritischsten Stelle zeigte der Tiefenanzeiger lediglich einen Meter unter dem Kiel an! Die Stecke für die letzten Meilen bis zur Marina Stintino verlief quer zur Welle und wir mussten uns alle einpicken um nicht herum geworfen zu werden. „Das war ein sehr aufregender erster Segeltag“, meinte die Crew und bewunderte unsere Ruhe bei den kritischen Manövern.

Der Montag war der seltsamste Tag der Woche: Es war dunstig, so dass man kaum zwei Meilen weit sah und Wind war heute ebenfalls Mangelware. Daher mussten wir die 45 Meilen bis nach Teresa Gallura, der nördlichsten Stadt von Sardinien, voll unter Motor zurück legen. Das Trostplaster war das hervorragende Restaurant „La Lampara„, wo wir ein Fischessen mit bestem Wein (Rolf ist unser Weinspezialist) genossen.
Der Höhepunkt dieser Segelwoche sollte der Besuch von Bonifacio auf Korsika sein. Aber auch dieses Abenteuer mussten wir uns verdienen. Zuerst war die kurze Überfahrt geprägt von Böen und diesigem Wetter, so dass wir die eindrucksvolle Klippen nur im Dunst sahen und zweitens herrschte vor dem Hafen ein solches Durcheinander, dass wir mehr als eine Stunde zwischen den engen Felswänden vor dem Hafen warten mussten, was bei zwanzig Booten und einer ausfahrenden Fähre nicht ganz einfach war! „Nichts für schwache Nerven“, steht im Hafenführer. Wir wurden auf die Probe gestellt. Cordula hielt tapfer Wache mit dem Fender, wenn es zu eng wurde.

Die Aussicht von den Klippen ist ebenso faszinierend wie die Marina selbst …
… kurzer Werbevideo der Marina Bonifacio (navily.com)

Doch dann war geschafft; wir hatten unseren reservierten Bootsplatz bekommen, der zwar so exponiert war, dass wir noch zwei Stunden an Bord bleiben mussten, um „Gegner“ mit Fender abfedern oder Leinen zu halten. Ein Katamaran mit einem überforderten Skipper und acht ahnungslosen Tennagern hielt uns noch am Abend auf Trab, da er die physikalischen Gegebenheiten zwischen Mooringleine (ziehen) und Springleine (lösen) nicht begriff. Den Stadtrundgang in die hoch oben gelegene Altstadt – ein absolutes Muss – verlegten wir auf den nächsten Tag.

Die einmalig schöne Altstadt von Bonifacio
… mit idylischen Ecken.

Am nächsten Tag war uns der Wetterglück für einmal hold. Die Klippen von Bonfacio konnten wir bei stahlblauem Himmel aus der Seesicht bestaunen und der Wind hielt uns mit 16-20 Knoten auf Trab. Der Lunchhalt in der Bucht von Porto Puddu – dem Mekka der Surfer und Glider – liess uns verschnaufen, aber das kühlende Bad musste wegen dem starken Wind leider ausfallen.

Von hier waren es nur noch sieben Meilen bis zum Haupthafen Gala Gaveta der Inselgruppe der Maddalenas. Dieser kleiner Hafenort, der alle halbe Stunde die Touristen vom sardinischen Festland hinüber befördert, glänzt mit viele kleinen Läden, Restaurants und Cafés. Nur der Strassenlärm – Autos haben in Italien immer noch Vorrang vor allem – störte bis spät in die Nacht.

Ein rassiger Segeltag zu den Maddalenas
Der Hafen von Cala Gavetta.

Den Maddalena Archipel zu befahren respektive zu besegeln ohne zu ankern, wäre schade gewesen. Überall hat es Buchten, wo man entweder ankern oder sich an der zahlreichen Bojen legen kann. Für die letzte Nacht, bevor wir nach Olbia segelten, wählten wir Porto Palma auf der Insel Caprera. Noch einmal war uns ein schöner Segeltag beschert. Dank früher Ankunft konnten wir uns an eine der ausgelegten Ankerbojen legen und mussten uns nicht darum kümmern, dass in der Nacht der Wind nach West drehte. Was für ein Unterschied zur lärmigen Marinanacht in Cala Gavetta: nur das Plätschern der Wellen unterbrach die Nachtruhe.

Role steuert uns nach Caprera
Sogar ein Glacéboot kommt vorbei …
Sonnenuntergang auf Caprera
Die Marina von Olbia ist modern aber ganz schön teuer! (180 Euro die Nacht!)
Tanken muss sein (nur 80 Liter)

Am Freitag 1. Juli legten wir in der Marina von Olbia an, tankten die Sarabella auf und liessen den Törn beim Apéro nochmal Revue passieren: Wir hatten insgesamt vier schöne Segeltage gehabt, viel Neues gesehen und waren überzeugt, dass es auf Sardinien noch viel zu entdecken gibt. Unsere Crew ging von Bord und morgen kommt Urs, der uns auf dem Weg nach Korfu begleitet, an Bord.

Törnstrecke: Alghero – Stintino – Teresa Gallura – Bonfacio – Maddalena – Isola Caprera – Olbia. Total 145 Meilen

Album (20 Bilder)

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