Familientörn nach Stralsund

21. August – 03. September 2020

Sicher vertäut an der Mole von Stralsund.

Zum ersten Mal war ein Familientörn mit Sarah und Chrigu angesagt. Segeln stand nicht unbedingt im Vordergrund. Sie wollten unsere neue Sarabella kennen lernen, die Gegend geniessen und entspannen.

Weit kamen wir nicht. Nach einem Kurzbesuch von Rügen (Gager) blieben wir ganze drei Tage in Stralsund, ohne dass es uns langweilig wurde. Nach sieben Tagen landeten wir wieder in Greifswald.

Sarah und Chrigu freuen sich an Bord zu sein.

Gross war das Staunen als Sarah und Chrigu nach einem problemlosen Flug bis Berlin und einer angenehmen Autofahrt am Donnerstag an Bord kamen. Da sie ja noch die „alte“ Sarabella kannten, waren sie hell begeistert von ihrer grosszügigen Kabine mit eigener Dusche, die sogar grösser ist als unsere in der Eignerkabine. Im Salon konnte jeder seine Leseecke aussuchen oder der Länge nach im Cockpit auf den abgesenkten Tischen, die sich so in eine Lounge verwandeln liess, ausstrecken. Sogar das Wetter war erstaunlich freundlich; auf jeden Fall viel besser als die Vorschau auf dem Windfinder. Dies wird sich die nächsten Tage noch ein paar Mal wiederholen.

Klar, dass wir auch mal segeln wollten und mit „wir“ war auch unsere Crew gemeint. Aber eben: Alles mit der Ruhe und nicht unbedingt am nächsten Tag. Greifswald bot ja auch einiges, vor allem ausgesprochen feine Kleider- und Schuhläden. Die Übersicht der Shoppingtour habe ich verloren; es sah alles sehr hübsch aus, kostete fast gar nichts – wer’s glaubt – und war im Brustton der Überzeugung offenbar genau das, was im Kleiderschrank noch fehlte. Auf jeden Fall hat das Greifswalder Gewerbe sicherlich Freude an den Schweizern gehabt. Man konnte jetzt schon wetten, dass sie auch in Stralsund den Versuchungen nicht widerstehen werden können.

Chrigu taucht als Erster!

Nach zwei Tagen, kurzzeitiger Ebbe in der Kasse, drei verlorenen Brändi Dog Spielen – dem Abendvergnügen mit teilweise ungehaltenen Kommentaren – war es Zeit dem Wohnwagen zu Wasser endlich seinem angedachtem Verwendungszweck zuzuführen. Die Segel zu hissen, nachdem wir wieder mal die Ziehbrücke von Wieck passiert hatten, war verbunden mit unglaublichen Sturzbächen von Wasser, die nach dem zweitägigen Regenwetter sich im Grosssegelsack gesammelt hatten. Kein Wunder hatte die Fallwinch alle Mühe, das Segel hochzuziehen. Dass es anfänglich rein zum Trocknen diente – es herrschte Flaute wie auf dem Hallwilersee – störte niemanden. Im Gegenteil; es war eine ideale Gelegenheit mitten auf dem Greifswalder Bodden einen Badeversuch zu wagen. Kaum zu glauben, aber das Wasser hatte gute zwanzig Grad. Das „Meer“ oder besser gesagt der gefühlte See war auch nur sechs Meter tief. Gewöhnungsbedürftig gewiss, aber eine Tatsache rund um Rügen und vielfach Anlass für ungewollte Zwischenstopps in Form von „Grundsitzen“, wie man dies hierzulande nobel für Stranden nennt.

Später erhob sich dann doch noch ein kleines Lüftchen, das die Sonntagsfahrt nach 18 Seemeilen in Gager auf der Insel Rügen zu einem gebührenden Abschluss brachte. „Genau so hab ich es mir für den Anfang vorgestellt“, meinte Sarah zufrieden und der romantische Sonnenuntergang trug das Seinige dazu bei. P.S. Regi und ich gewannen zum ersten Mal im Dog-Spiel. Wie haben wir doch gut geschlafen!

Sonnenuntergang auf Gager – immer wieder kitschig schön.

Zum dritten Mal passieren wir die Ziegelgrabenbrücke. Regi macht schon die Fender für das Anlegemanöver in Stralsund Marina bereit.

Am nächsten Tag begann der Segeltag nach einem ausführlichen Frühstück um Punkt elf Uhr. Wir mussten nämlich in vier Stunden und zwanzig Minuten an der Ziegelgrabenbrücke sein, die vor dem Hafen von Stralsund liegt und nur alle zwei bis drei Stunden ihre imposanten Brücken anhebt. Da man hier wieder genau dem Fahrwasser folgen musste, war schwierig abzuschätzen, wieviel Zeit wir unter Segel gebrauchen würden. Wir entschieden uns deshalb für Motorfahrt, vor allem weil der vorherrschende Westwind meistens auf die Nase bliess.

Nach einer halben Stunde legten wir längsseits an der Mole der Stralsunder City Marina und liessen das Segeln mal für zwei Tage sein. Schliesslich bietet Stralsund einiges, ist Unesco Weltkultur Erbe und rühmt sich, als ausgezeichnete Stadt für allgemeines Wohlbefinden zertifiziert worden zu sein. (> Stadtporträt). Na ja, wenn man Wohlbefinden mit ausgiebiger Fussgängerzone und Einkaufsmeile von H&M, P&C bis Esprit gleichsetzt, mag das sicherlich stimmen. Aber auch das national bekannte Ozeanum, das sich den Besucheranstürmen kaum erwehren kann, bietet viel Sehens- und Wissenswertes. Wie dem auch sei, alle Familienteile kamen auf ihre Kosten. Die einen in der Shopping Mall, die anderen auf dem Marktplatz mit dem ehrwürdigen Ratshaus und dem genialen Bodenbrunnen, der wie ein Walfisch alle halbe Stunde eine Fontäne ausbläst und Unwissende immer wieder erschreckt.

Das altehrwürdige Ratshaus aus dem 13. Jahrhundert und der Bodenbrunnen mit seiner Walfischfontäne.
Eine zufriedene Crew auf dem Heimweg nach Greifswald.

Nach drei Tagen hatten wir alle Möglichkeiten in Stralsund ausgenutzt, waren dem Regenwetter geschickt aus dem Weg gegangen, d.h. es fanden vermehrt Lese- und Dogrunden unter Deck statt und traten nun die Heimfahrt an. Diesmal war es möglich, fast die gesamte Fahrwasserstrecke unter Segel zurückzulegen.

Entgegen der Prognose schien nun wieder die Sonne und ein gemütliches Windlein von drei Beaufort trug uns unter Reachersegel zurück in den Greifswalder Bodden.

Um halb sechs legten wir die Leinen über die Dalben in der Marina Greifswald und liessen den Törn abends in der Pizzeria mit einem fabelhaften Nachtessen ausklingen.

„Jetzt werden wir noch zweimal hier ablegen“, stellte Regi lakonisch fest: Für den letzten Törn dieses Jahr am Samstag mit Claudia und Edi und nächstes Jahr, wenn die grosse Reise in den Süden endlich stattfindet – hoffentlich.

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