Der Sizilientörn 2025

09. – 30. Mai 2025

Für diese drei Wochen stand eine grosse Überfahrt nach Sizilien und eine erste Rundreise zu den Äolischen (Liparischen) Inseln auf dem Programm. Das Ganze begann nicht ganz sorgenfrei, da einige unerwartete Reparaturen die Freude anfänglich ein wenig trübten. Unsere Gäste, Edi, Mathias und Hansjörg genossen es dennoch in vollen Zügen.

„Don’t pay the ferryman“!

Im Lied von Chris de Burgh heisst es, dass man den Fährenmann erst nach Ankunft bezahlen soll. Statt Ankunft seien hier die Winterarbeiten gemeint. Obwohl alle Toiletten überholt worden waren, ging das vordere WC erst gar nicht, dann halbpatzig und der Funk streikte schon beim ersten Start, aber da waren wir mit Edi schon unterwegs nach Olbia, wo Mathias und Hansjörg zusteigen werden um mit uns die Überführung nach Sizilien mitzumachen. Folglich kostete es mich einige logistische Mails und Telephone, um bei unserer Ankunft in einer Woche in der Marina von Olbia, die notwendigen Arbeiten zu erledigen. Doch so schnell liessen wir uns die Laune nicht verderben. Wir haben noch zwei andere WCs und gefunkt wird heute immer seltener, da man genauso gut per Whatsapp Hafenplätze und Ankunft reservieren kann.

Am 10. Mai um 10 Uhr sagen wir „Arrividerci“ von Alghero.
Der letzte – unvergleichliche – Sonnenuntergang von Alghero.

Die berüchtigte Fornelli Passage ist dieses Mal gar nicht so furchterregend – letzten Herbst war es grenzwertig – und in Stintino und Castelsardo waren wir die einzigen Gäste. Nach einmal stiegen wir zum Castello hoch und genossen den Apéro in der luftigen Bar „Il vento“ mit dem unvergesslichen Blick aufs Meer.

Apèro in Castelsardo mit unvergleichlichem Meerblick.

Nach einer absolut windlosen – so geniesst man es – Ankernacht in der weitläufigen Bucht von Liscia, statteten wir dem Hauptort der Maddalenas , Cala Gavetta, das letzte Mal einen Besuch ab. Ein feines Essen in der Pizzeria, wo uns der Wirt wie Freunde empfing, ein Glacé in der besten Gellateria und ein Erinnerungsbild von Garibaldi auf dem Ratshausplatz sind die letzten bleibenden Eindrücke, bevor wir nach vier Tagen entspanntem Segeln in Olbia anlegen.

Cala Gavetta
Der Ratshausplatz
Edi spricht mit Garibaldi

Küstenfahrt

Für den ersten Segeltag mit Hansjörg und Mathias verhiess die Windprognose nichts Gutes: 1-2 Bf Ostwind. Aber Windfinder & Co waren wieder einmal voll daneben – dieses Mal zu unseren Gunsten. Am Morgen kam noch kurz der B&G Fachmann vorbei und baute uns ein provisorisches Funkgerät ein, da der UPS-Expressversand für das Neugerät nicht funktioniert hatte. (Es stellte sich später heraus, dass das erste Gerät irgendwo verloren (!) gegangen war.)Schon nach der Ausfahrt aus dem Kanal von Olbia stand ein konstanter Ost- bis Südostwind von drei bis vier Windstärken von A bis Z. Wobei Z der Zielhafen La Caletta war. Nach sechs Stunden bestem Amwindsegeln legten wir um 18 Uhr in La Galetta an. 39 Meilen konnten Mathias und Hansjörg für ihre B-Scheinmeilen verbuchen.

La Caletta mit der schönsten Hafenmauer von Europa!
Erster Segeltag ab Olbia …

Als wir um 09.00 Uhr den Hafen von La Caletta verliessen, sah es nach einem Flautentag aus. Aber nach zehn Meilen begann ein stabiler Südostwind zu wehen, der mit vier Beaufort für 38 Meilen zuverlässig bis kurz vor der Marina Santa Maria di Navvarese wehte. Abwechslungsweise steuerten wir hoch am Wind dem Ziel zu. Ein wunderbarer Segeltag („Sonntagsfährtli“) ging um 18 Uhr zu Ende, als wir in der Marina anlegten.

Heute Montag war wirklich nicht viel los mit Wind! Sechs Knoten (1-2 Bf) waren zu wenig um die Segel zu setzen. Dazu hatte es unangenehme Dünung. Trotzdem machten wir einen Anker – und Mittagshalt in der offenen Bucht Tedonis. Beim Anlegen in Porto Corallo passierte dann noch ein Ungeschick: Der ziemlich abwesende, unmotivierte Marinero wollte die Mooringleine genau in dem Moment auf die Seite ziehen, als wir retour andockten. Sie wurde vom Propeller erfasst und Mathias musste unter das Boot tauchen um sie freizumachen. Er kriegte ein Extrabier! Und es sollte nicht der letzte Tauchgang gewesen sein …

Am Dienstag sah es wieder nach einem Motorentag aus. Aber kaum hatten wir das Capo Ferrato umrundet, setzte ein SW-Wind ein, der uns sogar zwang zu reffen – eine gute Übung für unsere B-Schein Jungs. Alle hatten den Plausch, die Sarabella am Wind die Küste runter zu steuern. Nach 31 Meilen legten wir in der schönen Marina von Villasimius an. Morgen werden wir die 24-stündige Überfahrt von ca. 150 Meilen nach Sizilien starten. Der Zielhafen war San Vito lo Capo. Der Platz war schon reserviert.

Porto Corallo: Mathias befreit den Propeller von der Mooringleine.
Reffen muss geübt sein!

Auf nach Sizilien

Die Wetteraussichten für die Überfahrt nach Sizilien sahen gut aus: Nordwestwind (Raumwind) von 4-5 Bf, drehend auf West und leichter Wind entlang der Küste von Sizilien. Wir starteten um zehn Uhr morgens und konnten wie angesagt um drei Windstärken mit Reacher und vollem Gross, die 150 Seemeilen unter den Kiel nehmen. Der Wind (und die Wellen!) nahm kontiuierlich zu und wir surften mit acht bis neun Knoten unter gerefften Segeln gegen Osten. Der Sonnenuntergang war wieder mal faszinierend. Im Zweistundentakt lösten wir uns in der Ruderwache ab. Ganz ehrlich: Ohne Autopilot wäre das Steuern nachts fast unmöglich gewesen. Um ein Uhr morgens drehte der Wind, so dass wir halsen mussten. Das war in der Dunkelheit und ohne Referenz gar nicht so einfach. Ohne Bullentalje drohte schnell mal eine Patenthalse! Bei Sonnenaufgang konnten wir bei leichtem Wind direkt auf San Vito lo Capo zuhalten, wo wir nach 170 Meilen, von denen wir 140 hatten segeln können, anlegten. Alles wäre in Butter gewesen, wenn nicht der Bugstrahler gestreikt hätte. Schon wieder eine Reparatur! Der Preis für den Liegeplatz von € 125 für einen Steg mit einem einzigen primitiven WC und einer unappetilichen Dusche war auch nicht gerade prickelnd!

Ankunft in Sizilien: San Vito lo Capo.

Palermo – Ziel erreicht!

Als wir nach dem Ablegen von San Vito lo Capo den Reacher ausrollen wollten, streikte der E-Furler. Nachdem gestern schon der Bugstrahler seinen Geist aufgeben hatte, waren wir langsam ein bisschen genervt. Ich organisierte einen Mechaniker, der versprach, um vier Uhr nachmittags in Palermo an Bord zu kommen. Wir gaben deshalb Vollgas, legten pünktlich um 15.45 Uhr in der Marina Villa Igiea an und prompt kam der Elektroniker mit vier Mann (!) an Bord. Den E-Furler konnten sie nach dem Auswechseln eines korrodierten BUS-Kabelverbinders und der Sicherung schnell in Gang bringen.

Beim Bugstrahler bissen sie sich die Zähne aus und dummerweise kam beim Testen die Mooringleine in den Propeller, so dass Hansjörg und Mathias sich in verdankenswerter Weise opferten, diesen mit Taucherbrille und Schnorchel zu wechseln. (So viel zum Thema wieviele Ersatzteile man an Bord haben sollte).
Nach zwei Stunden Tests meinte der Chef, dass die Steuerungsbox gewechselt werden müsste. Nächsten Freitag werden wir ja wieder zurück in der Marina sein. Hoffentlich klappt das! Für das verdiente Nachtessen fanden wir gleich um die Ecke eine Osteria; zwar lärmig mit Fussballübertragung aber sehr schmackhafter Pizza.

Sightseeing Palermo

Heute war Sightseeing angesagt und da bot Palermo tatsächlich einiges! Angefangen beim monumentalen Teatro Massimo (Baujahr 1897), das in den 90-iger Jahren wegen mafiöser Bausünden für 20 Jahre (!) geschlossen worden war. Das nächste Hightlight war die riesige Kathedrale.
In der Marktstrasse Mercado del Capo mit seinen unglaublich lebhaften und leckeren Streetfood-Läden, assen wir frisch zubereitete Calamares, Pasta und Fisch. Auch für Unterhaltung war gesorgt. Danach besuchten wir das ehrenwerte Teatro Garibaldi, wo wir auch eine Führung mitmachten. Was für eine Schande, dass für ein solches Kulturdenkal das Geld für dringend notwendige Restaurationen fehlte!
Erschlagen von den vielen Eindrücken nahmen wir ein Taxi zurück in die (ruhige!) Marina, wo eben eine Megayacht von 360 Tonnen (!) anlegte.

Das Teatro Massimo
Teatro Garibaldi
Stimmung am Mercato di Capo

Die Inseltour beginnt

Um 09.30 Uhr verliessen wir die Marina Villa Igiea. Mathias und Hansjörg reisten zurück in die Schweiz, während wir nun zu dritt (mit Edi) Richtung Liparische Inseln segelten. Ein anfänglich konstanter NW-Wind von drei Beaufort brachte uns schon mal 23 Meilen weit. Dann mussten wir den Rest mit ungenehmem Swell motoren und freuten uns schon auf einen ruhigen Hafenplatz in Cefalù. Aus dem wurde leider nichts! Die Dünung bei Maestrale reichte bis in den Hafen und das sei hier normal, erklärte der Hafenmeister. Na dann mal Prost – Empfehlung gestrichen! Wir mussten an Bord bleiben und Edi erkundete die Altstadt, die einen Besuch wert sein soll.

Cefalu Marina – sieht geschützt aus – ist es nicht!
Fahrt nach Cefalu

Nachdem wir gestern das Boot wegen der wirklich ungenehmen Dünung und dem brutalen Gezerr an den Leinen nicht verlassen wollten, holten wir heute morgen den Stadtbesuch nach – und der lohnte sich. Die Kathedrale aus dem 11. Jahrhundert war nicht von ungefähr UNESCO Weltkulturerbe. Die Innenansicht war überwältigend; endlich mal eine Kirche, die nicht überladen war und mit seinem arabisch-normannischen Baustil, der wegweisend war, einem den Atem verschlug! Rund um die Kathedrale entstand ein Kreuzungspunkt der Zivilisationen, von den Griechen über die Araber und Normannen bis hin zu den Römern. Das alltägliche Leben von heute war dagegen beschaulich, ausser wenn im Sommer die Touristenhorden über den Ort einfallen.
Nach diesem einstündigen Rundgang, der uns über den brandungsvollen Klippenspaziergang zum Stadteingang zurückführte, brachte uns das Hafen-Golfwägelchen zurück zur Marina.

Um 11 Uhr starteten wir Richtung Ost auf dem Weg zur Marina Capo d’Orlando (35 Meilen). Vor dem Ablegen fragte ich den Hafenmeister, ob dieser unerträgliche Schwell, der an unserem Steg mindestens vier „grüne“ Opfer gefordert hatte, üblich sei. Er erklärte mir, dass es „nur“ bei Nordwind (Maestrale) und Schiroco so schlimm sei, dass sie aber von Oktober bis Mai die ganzen Stege abräumen müssten. Die Fahrt selber war unspektakulär, da wir 25 Meilen motoren mussten und nur 12 Meilen mit mickrigen zwei Beaufort unter Segel hinter uns brachten. Die neue Marina war allerdings eine Augenweide und der Empfang herzlich. 112 Euro waren geradezu günstig, wenn man es mit den 125 Euro von Cefalù mit seinem primitiven „Kotzsteg“ verglich.

„Auf den Liparischen (Aeolischen) Inseln herrschen von Ende Juni bis Mitte August tagsüber schwache Winde aus Nordwest mit einer Stärke von 2 bis 5 Bft.“ So stand es im im Segelführer. So sah es aber nicht aus, als wir um 10 Uhr die Marina Capo d’Orlando verliessen. Doch nach einer Stunde motoren, erhob sich tatsächlich ein segelbarer Ostwind (?), der aber mit Drehern von mehr als 40 Grad das Kreuzen trickreich gestaltete. In der Düse zwischen der geologisch interessanten Insel Vulcano und Lipari waren die Wendewinkel wegen der Strömung so schlecht, dass einem das Regattaherz wehtat. Aus 20 Meilen diretissima werden 34, doch es hatte Spass gemacht, wieder mal am Wind zu segeln. Um 16 Uhr legten wir in der mässig besetzten Marina Pignataro an. Es gab sogar einen Shuttle Service in die Stadt. Der Rundgang durch den malerischen Hauptort der Inseln bot ein spezielles Flair. Wir stiegen auch zu der Burg mit seiner imposanten Kirche hoch.

Lipari – eine interessante Hafenstadt
Die Kirche auf der Burg
Eine beschwerliche Kreuzerei nach Lipari

Das „Beste“ kommt zum Schluss

Der Westwind kam genau aus der Richtung, wo wir hin wollten: Die Insel Filicudi. Wir kreuzten bei drei Windstärken gegenan und reagierten konsequent auf die vielen Winddreher. Die Insel soll ein Geheimtip für Ruhe suchende Urlauber sein. Für uns Segler sah es anders aus: Die Bojen waren zwar ausgelegt, kosteten aber einen Abrisspreis (70 Euro) und das Restaurant war geschlossen. Regi kochte für uns – wie immer – ausgezeichnet. Wir wunderten uns, was die weiteren zehn Charterboote wohl machten. Morgen wird es zurück nach Palermo gehen. Ein 60 Meilenschlag stand vor uns.

Kreuzen, Kreuzen nach Filicudi. Aus 20 Meilen werden 30!
An der Boje in Filicudi – praktisch aber teuer. Ankern unmöglich: Wassertiefe 45 Meter!

Da wir 60 Meilen bis Palermo vor uns hatten, brachen wir schon um sechs Uhr auf und genossen das Morgenessen während wir motorten. Schon nach drei Meilen konnten wir die Segel setzen und die ersten zwanzig Meilen bei drei Beaufort hart am Wind segeln. Bald kam die letzte Äolische Insel – Aliudi (s. Bild) – in Sicht. Hier kann man weder ankern noch anlegen, ausser wenn der Fährensteg frei ist. Da es weder Autos noch Strassen gibt, fragt man sich, wie die Leute zu ihren Häusern kommen. Für die Transporte soll es Esel geben.



Doch dann war die Morgenbrise fertig und wir waren gezwungen wieder zu motoren. Nach zirka zehn Meilen geriet eine halb unter Wasser liegende riesige Fischerleine in den Propeller. Was nun, tauchen mitten auf dem Meer? Es hatte ziemlich Welle und Strömung. Wir fixierten eine Leine unter dem Schiff als Halt und ich stieg mit Taucherbrille und Flossen und unserem Notfallmesser ins Wasser. Dank dem, dass Regi schnell den Gang rausgenommen hatte, konnte ich die Leine mit ein paar Schnitten komplett aus dem Propeller ziehen. Glück gehabt, wir konnten wieder motoren. Schon bald kam wieder Wind auf und wir legten die letzten 25 Meilen mit leicht gefierten Segeln und acht Knoten Speed zurück, so dass wir um 17.30 Uhr und nach 70 Meilen erleichtert in der Marina Villa Igiea anlegten. Damit war unser erster Törn mit der Überfahrt nach Sizilien und zu den Äolischen Inseln zu Ende. Morgen stand noch die Reparatur des WCs an und am Samstag werden wir nochmals mit Klaus und Felix für eine weitere Törnwoche zu den Inseln aufbrechen

Diese „tote“ Fischerleine“ verdarb uns fast den tollen letzten SEgeltag.
Ein erschöpfter aber „siegreicher“ Skipper kommt wieder an Bord.

Wir hatten in diesen drei ereignisreichen Wochen 700 Meilen gemacht und konnten 541 Meilen unter Segel zurücklegen.

Segelstrecke: Alghero – Olbia – La Caletta – Santa Maria di Navarrese – Villasimius – San Vito Lo Capo – Palermo – Cefalu – Capo Orlando – Lipari – Filicudi – Palermo. Gesamt: 700 sm, gesegelt: 561 sm

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