Eine Yacht ist nie fertig

Wenn eine Yacht aus der Werft kommt, beginnt die Planung der Extras. Jeder Eigner hat seine ganz persönlichen Vorstellungen, wie sie im Detail ausgerüstet sein soll. Dies richtet sich natürlich auch nach dem Einsatz und dem Segelrevier.

Hanse Yachten zeichnen sich trotz Serienbau durch 1000 verschiedene Optionen aus. Manchmal ist es fast die Qual der Wahl, wofür man sich denn entscheiden soll. Bei der 508 kann man nur schon bei der Kabinenwahl zwischen drei bis sechs Kabinen wählen. Nun, das war einfach: Wir wollten wieder zwei Gästekabinen und eine grosse Eignerkabine im Bug. Doch bei der Wahl des Innenausbaus, sprich der Holzart, wird es schon schwieriger: French Qak, Mahagoni oder Canadian Chestnut? Bei der Bepolsterung ist man endgültig ratlos: neun Sorten Leder und zwölf Sorten Stoff stehen zur Auswahl!

Wir entscheiden uns für beiges Leder, einen hellen Boden und French Oak für die Möbel. Alles Ton in Ton, die Akzente werden die Kissen bringen. Blau ist unsere Lieblingsfarbe. Aber welches Blau: Naviblau, eher grünblau oder doch eher Karminrot? Wir werden es wissen, sobald wir mal unsere Sarabella in Realität gesehen haben. Und das sollte noch dauern, da wir sie erst im Februar zum ersten Mal betreten dürfen, nachdem sie nun doch nicht in Düsseldorf ausgestellt wird. (Eine herbe Enttäuschung!)

Viel Kopfzerbrechen machte uns der Zubehör. Da war zuerst einmal die Ankerwinch. 1000 Watt Leistung war eindeutig zu wenig und in die Marke Quick hatten wir kein Vertrauen mehr, nachdem wir auf der 470 in elf Jahren drei Stück verbraten hatten! Wir ersetzten sie durch eine hochwertige Lewmar Winch mit 2000 Watt. Sie hat eine zusätzliche Tauwinch, die man unabhängig vom Ankerspill zum Dichtnehmen von Mooringleinen bedienen kann. Damit man die Hände frei hat, installieren wir Fussschalter und eine Funk-Fernbedienung als Backup.

Genügend Wasservorrat ist immer ein Thema. Auf der 470 hatten wir lediglich 450 Liter zur Verfügung. Das war eindeutig zu wenig und wir mussten immer gut haushalten mit dem Wasser. Einen Wassermacher (Entsalzungsanlage) wollten wir nicht noch einmal einbauen, da er sehr anfällig ist und viel Strom verbraucht. Auf der 508 haben wir standardmässig 630 Liter. Dazu haben wir noch einen Zusatztank mit 180 Liter geordert, den wir nun als Trinkwassertank verwenden möchten, um die ewige Schlepperei und das Bunkern von PET-Flaschen umgehen können. Doch wie kann man das Wasser, das man in den Marinas kriegt und manchmal von zweifelhafter Qualität ist, aufbereiten? Damit mussten wir uns intensiv auseinander setzen.

Das UV-LED System von Acuva

Prinzipell gibt es zwei Möglichkeiten: Filtern oder mit UV-Licht bestrahlen. Die Filterlösung ist sehr service-intensiv und verringert die Durchflussmenge. Eine UV-Lösung braucht Strom und ist erst seit kurzem konkurrenzfähig geworden, seit es UV-LEDs gibt, die wenig Energie verbrauchen und sofort wirken. Diese Neuentwicklung hat allerdings ihren Preis: Das System von acuva zum Beispiel kostet rund € 1500 ohne Einbaukosten. Der endgültige Entscheid ist noch nicht gefallen, da es noch wenig Feedbacks gibt. Wir forschen noch weiter!


Ebenso schwierig ist die Entscheidung für den richtigen Antrieb, sprich Propeller. Bis jetzt hatten wir einen Faltpropeller von Flexofold, der sehr gut ist, aber beim Rückwärtsfahren gewöhnungsbedürftig ist, bis er anspringt. In Marinas mit den engen Gassen ein nicht zu unterschätzender Nachteil. Hier kommt der Drehflügelpropeller ins Spiel: Die Flügel werden beim Segeln in Fahrtrichtung gedreht. Im Betrieb sollen sie mehr Schub als der Faltpropeller entwickeln. Die Firma SPW soll federführend ein. Der Preis ist leicht schockierend: € 4500 !

Sarabella Naviplatz
Die Anordnung der zusätzlichen Elektronikgeräte ist eine Herausforderung!

Hinzu kommen natürlich all die elektronischen Zusatzgeräte wie AIS, Navtex, Wetterstation, Wlan-Hotspot, Monitor am Naviplatz (die zwei Plotter an den Steuerständen können mit WLAN auf ein Tablett übertragen werden). Und all das soll schön übersichtlich am Navigationsplatz, der heute eher mikrig ist, angeordnet werden – eine Herausforderung.

Selbstverständlich ist es damit noch nicht getan. Das riesige Segeltrageluk am Bug muss noch ausgebaut werden. Am Bug fehlt noch der Chromstahlschutz, an den Steuersäulen gescheite Handgriffe und auch an den Cockpittischen fehlen die Haltebügel. Wo bitteschön soll man sich denn bei Seegang festhalten? Also viel haben sich die Hansebauer bei diesen Dingen nicht gedacht. Ach so, und auf den Salingen hat es keine Arbeitslichter. Ja, wie soll man denn des Nachts kontrollieren, ob das Grosssegel gut versorgt ist oder ob die Ankersicherung noch hält? Oh, das habe ich ganz vergessen: Dafür gibt es ja Apps und Sensoren und und und …

Es gibt nichts Unfertigeres, als eine Yacht, die aus der Werft kommt!

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